Prinz Susanne: TEMPO

TEMPO – Eine Rauminstallation von Anna Tretter

Katalogtext zur Ausstellung in der Stara Galeria, Lublin, deutsch english

TEMPO – Eine Rauminstallation von Anna Tretter

Seitdem im 19. Jahrhundert die Fotografie erfunden wurde leben wir in einem ständig wachsenden Universum der Bilder, das sich mit der Einführung von Fernsehen, Video und CD-ROMs geradezu explosionsartig ausdehnt. Kaum noch fähig mit der Fülle der uns überall umgebenden optischen Eindrücke fertig zu werden, konsumieren wir sie ‘zippend’, ‘flippend’ und ‘channel-hoppend’ in einer Geschwindigkeit, die wenig Zeit zum Nachdenken läßt.  
Das ungeheure Ausmaß der Bilderflut führte allerdings nicht zu einem vollständigeren Eindruck von der Welt, sondern vielmehr herrschen fragmentarische, unzusammenhängende Visionen vor, deren Verarbeitung es dem menschlichen Auge zunehmend schwerer macht, sich auf einzelne Motive zu konzentrieren, geschweige denn die Fähigkeit zu einer Kunst des Sehens zu entwickeln. Statt dessen fordern die endlos vorrüberrauschenden optischen Eindrücke eine neue Ökonomie der Wahrnehmung. Industrialisierung des Sehens nennt Paul Virilio dieses Phänomen einer Anpassung an die Allgegenwart einer mächtigen Wahrnehmungsindustrie und regt an, über eine Art Recht auf Blindheit nachzudenken. Analog zum Lärmschutz sollte die Ausstrahlungsintensität von Bildern eingeschränkt und die optisch Dichte unserer sinnlich wahrnehmbaren Realität
begrenzt werden. ”Manchmal genügt es, etwas anders zu sehen, um besser zu sehen.” 1

Diesem Prinzip folgen im Grunde schon die frühen Arbeiten Anna Tretters, streng geometrisch konstruierte Skulpturen und Wandreliefs. Ihre die menschliche Wahrnehmung irritierenden un-rechten Winkel und das daraus resultierende Spiel von Licht und Schatten weisen bereits in die Richtung der späteren Raumbilder und -installationen. Jeweils von einer genauen Analyse der gegebenen Architektur ausgehend, wird der empirische Raum von ihr für jeden Eingriff auf seine Bedingungen als morphologischer wie wahrnehmungspsychologischer Erfahrungsraum hin untersucht. In Modellsituationen entwickelt sie Strategien, wie sie den Raum mit Gebrauchsmaterialien in DIN-Format, Spiegelflächen, Stellwänden etc. identifizieren kann, um ihn in seiner dreidimensionalen Eigenschaft zu kippen. Ziel ist, das Ereignis der Ausstellung in die Köpfe des Publikums zu verlegen.2 Seit einigen Jahren läßt sich beobachten, daß Anna Tretter bei der Verfolgung dieser Strategie zunehmend davon absieht, der dinglichen Welt etwas hinzufügen. Erkennbar kunstformulierende Objekte treten in ihrem Werk kaum noch auf. Sie werden durch Licht in der Form von Spiegelungen und Projektionen ersetzt.

Das Video als Mittel der gleichzeitigen Darstellung von Innen und Außen, Wirklichkeit und Abbild der Wirklichkeit ist ein relativ neues Werkzeug der Künstlerin. Im April 1996 projizierte sie als Teil der Ausstellung Konjunktiva in der Huberte Goote Galllery an der Seeuferpromenade in Zug (CH) mittels einer Videokamera übertragene Bilder des Zuger Sees unmittelbar in Echtzeit in die Ausstellungsräume. Die Position der Kamera blieb während der gesamten Aufnahmen unverändert. Stoisch registrierte der Apparat jede Ente und jedes Boot, die in den engen Bildausschnitt eindrangen und die beruhigende Monotonie der sich sanft kräuselnden Seeoberfläche unterbrachen. Jeder dramaturgische Zusammenhang oder gar ein etwaig vorhandener Handlungsablauf wurden negiert. Es gab keinerlei vorhersehbare Ereignisse, es sei denn das Nicht-Ereignis. Die Projektion trat damals in erster Linie als eine Variation des Ausblicks auf, wie ihn auch die vorhandenen Fenster gewährten. Spiegel ergänzten die Installation. Durch sie kehrte der Blick des Betrachters, der den angebotenen Bildern folgend nach Draußen strebte, wieder in die Ausstellungsräume zurück.

Eine vierstündige Videoaufzeichnung, ohne Schnitte, Kameraschwenks oder ungewöhnliche Blickwinkel, Anfang und Ende allein durch die Länge der vorhandenen Videokassette bestimmt, ist von dieser Installation geblieben. Während eines Studienaufenthaltes in Valence (F), der sich unmittelbar anschloß, begann die Künstlerin, die Geschehnisse auf der Wasseroberfläche mit Hilfe eines Computers grafisch nachzuziehen. Das Bild wurde dazu mit einem schwarzen Rahmen umgeben. Von dort aus folgt sie den erscheinenden Objekten, zog ihre Bewegungen mit gelben Linien nach, die sich im Verlauf der Zeit zu einem beinahe undurchdringlichen Geflecht verdichteten. Nachdem derart die Tempi der Aufzeichnungen dingbar wurden, unterzieht sie eine zweite Kopie des Ursprungsvideos einer anderen Bearbeitung. Diesmal löscht sie alle Objekte auf dem Monitor aus. Übrig bleibt nur das Wasser in ungestörter, sich gleichmäßig wiederholender Bewegung.   

Die so entstandenen Variationen des Zuger Videofilms sind das Ausgangsmaterial von Anna Tretters neuester raumfüllenden Videoinstallation Tempo, der sie nicht ohne Grund Josef Albers Diktum ”calm down what happens happens mostly without you” zur Seite stellt. In der vollkommen dunklen Sala Mala der Galeria Stara präsentiert sie die jeweils auf die Länge eines 120 min Bandes gekürzten Videos so, daß immer nur einer der Filme für den Betrachter sichtbar ist. In der Mitte des Raumes wurde dafür eine Wand eingezogen, auf der die Aufnahme der Wasseroberfläche projiziert wird, die langsam unter dem dichter werdenden Netz der gelben Bewegungslinien verschwindet. Auf der anderen Seite der Wand befindet sich ein Monitor mit der künstlich entleerten Wasseroberfläche. Ihm gegenüber ist ein Spiegel im Format des Bildschirms installiert.

An dieser Stelle scheint es sinnvoll auf einen Vortrag von Vilem Flusser über das Video hinzuweisen, der den Titel Der umgekehrte Spiegel trägt.3 Für den Kommunikations- Philosophen ähnelt das Video, im Gegensatz zum Film oder Dia, bei denen es sich im Grunde um Weiterentwicklungen der Wandmalerei handelt, einem Fenster, bzw. einem umgekehrten Spiegel. Die Genealogie des Videos lokalisiert er auf der Abstammungslinie: Wasseroberfläche – Vergrößerungsglas – Mikroskop – Teleskop. Einige der Elemente dieser Ahnenreihe fanden bereits in früheren Raumarbeiten Anna Tretters Verwendung. In Hinblick darauf erscheint Tempo also sowohl inhaltlich als auch formal die logische Entwicklung ihrer Versuche, die Wirklichkeit und die vermeintliche Gewißheit festgeschriebener Sehgewohnheiten zu hinterfragen. Die Auflösung versteinerter Perspektiven, die gebieterisch zwischen wahrnehmenden Subjekt und wahrgenommenen Objekt unterscheiden, findet nicht nur durch den Einbezug des Betrachters im Widerschein von Monitor und Spiegel statt. Auch die Projektion der kontemplativ wirkende Seeoberfläche mit den sich langsam entfaltenden Bewegungslinien auf der anderen Seite der Wand unterläuft auf verschiedene Art und Weise unsere Seherwartungen. Zunächst irritiert uns die Heterogenität von Thema und Ausstellungsumfeld, ihre offensichtliche Bedeutungslosigkeit und die entnervende Langsamkeit, die so unpassend mit einer Unvorhersehbarkeit der Ereignisse gepaart ist. Nach einiger Zeit beginnen wir dann – durch die grafischen Bewegungsmuster angeregt – auf neue Geschehnisse zu warten. Wir wollen das optische Netz
der Ereignisse wachsen sehen, ohne über Woher und Wohin der Enten und Boote nachzudenken. Was immer die Kamera ins Auge faßt akzeptiert das Publikum. Nur auf der Bühne muß der Auftritt und Abgang eines Charakters immer logisch erklärt werden und kann nicht – wie im Film – einfach stattfinden. Marshall McLuhan weist schon in den 60erJahren in dem berühmten Understanding Media darauf hin, daß die Gewohnheit unserer Zivilisation die Bewegung des Auges der Kamera, wenn es eine Gestalt verfolgt oder von der Bildfläche verschwinden läßt, einfach hinzunehmen, für z.B. ein afrikanisches Publikum nicht annehmbar ist. ”Wenn jemand von der Bildfläche verschwindet, will der Afrikaner wissen, was mit ihm geschehen ist. Ein alphabetisches Publikum jedoch, das gewohnt ist, gedruckten Vorstellungsbildern Zeile um Zeile zu folgen, ohne die Logik der linearen Folge in Frage zu stellen, nimmt die Filmsequenz wortlos hin.”4 30 Jahre später, nachdem das Fernsehen in so gut wie jeden Haushalt Einzug gehalten hat, scheint das Auge vollständig in einer Uniform zu stecken. Die Abrichtung durch den Monitor ist vollendet. Die ständige Fokussierung auf ein kleines Rechteck hat nach jahrzehntelanger Konditionierung mittlerweile eine künstliche Wahrnehmung erzeugt, die mehr und mehr vor die ursprüngliche Wahrnehmung tritt. Wie es uns heute fast unmöglich ist, Sehenswürdigkeiten wie den Eifelturm oder den schiefen Turm von Pisa auf andere Art wahrzunehmen als unzählige fotografische Reproduktionen es uns vormachen, beeinflußt das Fernsehen vor allem unsere Fähigkeit, sich auf einzelne Bilder zu konzentrieren und Langsamkeit zuzulassen.  

Tempo offeriert dem Betrachter mehrere Rezeptionsmöglichkeiten ohne im Wahrnehmungschaos zu verschwinden. Anders als ein Bild grenzt Tretters Raumarbeit die Möglichkeit der Suggestionen zwar ein, beschränkt sie aber nicht auf ein von der Künstlerin fest definiertes Feld möglicher Wahlen. Die Möglichkeit für ein einheitliches und definitives Weltbild wird in Frage gestellt und statt dessen die Diskontinuität der Phänomene thematisiert. Der Betrachter wird auf seine eigene Sensibilität zurückgeworfen, indem er seine Sinne zunächst auf die Dunkelheit im Raum einstellen muß, um dann kontemplative Geduld bei der Betrachtung der sich scheinbar kaum verändernden Videosequenzen zu üben. Tempo ist also im Sinne Umberto Ecos ein offenes Kunstwerk. ”Ein offenes Kunstwerk stellt sich die Aufgabe, uns ein Bild von der Diskontinuität zu geben: es erzählt sie nicht, sondern es ist.”5

Text: Susanne Prinz
In:  Ausstellungskatalog Tempo,
GALERIA STARA, PAZDZIERNIK – LIZTOPAD  1997, BWA – 20-112 LUBLIN, UL. GROZKA 5A, POLSKA

1 vgl. das Kapitel: Die Begehrlichkeit der Augen, in: Paul Virilio, Fluchtgeschwindigkeit, München/Wien 1996, S. 125-142, hier S. 135
2 vgl. Beatrix Ruf, Spieglein, Spieglein … Der Hinterhalt der Objektivität, Kat. Huberte Goote Gallery 1996
3 Vilém Flusser, Der umgekehrte Spiegel, in: Der Flusser-Reader, Mannheim 1995, S. 129-133
4 Marshall McLuhan, Understanding Media – Die magischen Kanäle, Basel 1995, S. 433
5 Umberto Eco, Das offene Kunstwerk, Frankfurt 1977, S.165

 
(TEMPORAL FLOW) – A Video Installation by Anna Tretter

Ever since photography was invented in the 19th century we have been living in a constantly growing universe of images which, with the introduction of television, video and CD-ROMs seems to be expanding almost explosively. Practically unable to absorb the wealth of optic impressions that surround us, we consume them flipping, zipping and channel-hopping at such a speed as to leave little time for thought. This immense flood of images has, however, not led to a more substantial impression of our world. Instead, the predominant forms of vision are fragmentary and disconnected whose cognitive absorptions make it increasingly difficult for the human eye to concentrate on individual motifs, let alone to develop an ability for the art of vision. Much rather, the endless stream of optic impressions is calling for a new economy of perception. „The industrialization of vision“ is what Paul Virilio calls this phenomenon of our adaptation to an ever present and powerful industry of perception and suggests to  think about some form of right to blindness. He has in mind that, similar to noise protection, one should limit the intensity of image emissions and the optic density of our sensually perceived reality. „Sometimes it is enough to see something differently in order to see better.“ (1)

Already this is the principal  which Anna Tretter’s early works follow mainly; they represent stern, geometrically constructed sculptures and wall reliefs. Her not quite rectangular rectangles, irritating to the eye, and the resulting play of light and shadow, already indicate the direction she is to take with her later Room Images- and Installations. Each time departing from an exact analysis of the given architecture, she examines the empirical space in terms of its morphological as well as psychologically perceptable  quality as space of experience, in which she then intervenes. She builds small models to develop strategies how to identify the space. Using standardized  materials, mirrors and temporary walls in situ, she finally undoes its three-dimensional property. The intention is to transfer the event of the exhibition into  the minds of the audience. (2) For the past few years, one can observe that Anna Tretter has been following this strategy increasingly, with the renunciation to the thought of having to add anything to this urgent world of ours.
There are fewer and fewer recognizable art objects in her work.  They are replaced by light in the form of reflections and projections.
In her installations „Phosphore“ (1992), „Latitude 48ø 10’12“ “ (1994) and „Chamber Music 1996“, Anna Tretter makes use of phosphorescing color, by means of which she succeeds in a surprisingly simple, yet convincing manner to redefine the given space. Depending on the intensity of the light falling in, these immaterial sculptures will influence the perception of the spectators in a subtle way. The interaction between the real space, as seen with the lights turned on, and the spaces produced in the dark by the phosphorescing planes represents an obligation for permanent self-positioning. At the same time, the spectator’s perception becomes sensitized by the gradual reduction of the luminescent power of the colour during longer dark phases. In some of these works, the artist uses mirrors instead of phosphor or two-way mirrors. Particularly the two-way mirrors can propel the visitor into additional interlocked spaces of growing virtuality, once he steps between the reflecting planes. The basis of these space-related installations by Anna Tretter, which in their un-thing ness are not apprehensible, is a strictly constructive orientation. „Yet it appears in multiple fractures. The characteristic element here is the witty play  between illusion and reality, between three-dimensionality and plane, between true existence and imagination.“ (3)

Using video as medium for the simultaneous representation of interior and exterior, reality and its visual representation is a relatively new tool for the artist. In April 1996, as part of the exhibition „Konjunctiva“ in the Huberte Goote Gallery in Zug, Switzerland, she projected Lake Zug by a video camera directly
and in real time into the exhibition place. The camera remained in the same, unchanged position during the entire filming project. It registered stoically every passing duck or boat entering the camera’s view angle, and interrupting the tranquil monotony of the softly rippling surface of the lake. Any dramaturgical relation, let alone any given plot, became negated here. There were no predictable events, except, of course, the non-event. This projection was enacted primarily as a variation on the moment, further enhanced by the actual view of the lake through the windows and the reflecting mirrors which complete the installation. With these, the spectators‘ view which was drawn outside through the presented images, returned to the exhibition space.

What has remained of this installation is a four-hour video recording, without cuts, camera panning or unusual viewing angles, the beginning and end determined by the length of the tape alone. During her scholarship stay in Valence, France, which came right afterwards, the artist began to make graphic tracings of the events on the lake surface by means of a computer.
The screen received a black frame around the image for this purpose. From there she followed the appearing objects, traced
their movements with yellow lines which gradually became a dense, almost impenetrable web. After thus having objectified the
recordings of the time flow, the artist has taken a second copy of the original video and erased all the objects on the monitor. All there is left is the water in undisturbed, repetitious movement.

These variations on the Zug video films form the basic material which Anna Tretter uses as point of departure in her latest video
installation „Tempo“, a work which she sees supported by Joseph Albers‘ dictum „Calm down, what happens, happens mostly without
you.“ In the totally dark space of the Sala Mala of the Gallery Stara she presents the original videos, on a 120min. tape each,
in such a way as to have only one of the films at a time visible to the spectator. On a wall installed in the center of the room the shots of the water surface are projected which gradually disappears beneath the web of yellow graphic lines as it becomes
denser. On the opposite side of the wall there is a monitor showing the water surface, now artificially void. Facing it we find installed a mirror of almost equal format.

It seems appropriate at this point to mention a lecture about video by Vilém Flusser, titled „The Inverted Mirror“ (4). To the philosopher of communication the video medium resembles a window or rather an inverted mirror while the film or color slide medium basically represents a further development of mural painting.
The genealogy of video he visualizes on the following line: Water surface – magnifying glass – microscope – telescope. And, indeed,
some of the elements of this ancestral line were applied in earlier space works by Anna Tretter. Her work „Tempo“ thus
represents, in terms of both contents and form a logical development of her attempts to call into question reality and our supposed
certainly of fixed visual habits. This dissolution of rigid perspectives which differentiate between the perceiving subject
and the perceived object not only takes place by involving the spectator in the reflection of monitor and mirror. Our visionary
expectations are also being infiltrated by the projection for the contemplative effect of the lake’s surface with the slowly
spreading lines of movement. At first, we are irritated by the heterogeneity of the theme and the exhibition’s setting, its apparent lack of meaning and the unnerving slow speed being joined so unfittingly to the unpredictability of the events. After a while, though, simulated by the graphic patterns of movement, we seem, to be expecting new happenings. We are eager to watch the optic web grow without reflecting on the where and where-to of the ducks and boats. Whatever the camera’s focus, the audience will accept it. It is only on stage  where the appearance and exit of a character needs logical explaining and cannot just take place, as in a film. Already in the 6O’s, Marshall McLuhan pointed out in his famous book „Understanding Media“ that, while our civilization simply accepts the camera eye’s movement as it follows a figure or lets it disappear from the scene, an African audience, for example, would not. „When someone disappears from view, the African will want to know what happened to him. An alphabetic audience, however, being accustomed to follow printed pictures of the imagination line by line, without questioning the logic of the lineary progression, will accept the film sequence without a question.“ (5) Thirty years later, after television has entered practically every household, the eye seems virtually to be stuck in a uniform. The drill by monitor has been accomplished. Constant focusing on a small rectangle has meanwhile, after decades of conditioning, lead to an artificial perception which more and more precedes original perception. Just as we seem to have problems today in viewing famous sights such as the Eiffel Tower or the Tower of Pisa in a different manner from the countless photographic reproductions we have seen, so television influences primarily our ability to concentrate on individual images and to allow slow motion.

„Tempo“ offers the spectator several possibilities of reception without his getting lost in a chaos of perception. Although
Tretter’s space work delimits the possibility of suggestions, as would a picture, she does not limit them to a field of possible
choices defined by the artist. The possibility of a uniform and definitive world spectrum is being questioned and instead the discontinuity of phenomena is made a theme. The visitor is thrown back on his own sensitivity by having to adjust his senses first of all to the darkness in the room, finally in order to become contemplatively patient while he looks at the seemingly unchanging video sequences. „Tempo“ is thus, as Umberto Eco calls it, an open work of art. „An open work of art takes up the task of rendering a picture of discontinuity: it does not tell it, but it is.“ (6)

Translation by Annette Allwardt
Katalogtext: Susanne Prinz
GALERIA STARA, PAZDZIERNIK – LIZTOPAD  1997,
BWA – 20-112 LUBLIN, UL. GROZKA 5A, POLSKA

(1) see chapter: Die Begehrlichkeit der Augen, in: Paul Virilio, Fluchtgeschwindigkeit, München/Wien 1996, P. 125-142, here P. 135
(2) see Beatrix Ruf: Mirror, Mirror… Ambush of Objectivity, cat.
The Huberte Goote Gallery, Zug (CH), 1996
(3) Hans Gercke: Preface in Catalogue: Anna Tretter, Works 1985-1993, Heidelberg 1993
(4) Vilém Flusser: Der umgekehrte Spiegel, in: Der Flusser-Reader, Mannheim 1995, P. 129-133
(5) Marshall McLuhan: Understanding Media – Die magischen Kanäle, Basel 1995, P. 433
(6) Umberto Eco: Das offene Kunstwerk, Frankfurt 1977, P. 165